Die Naturfaser Brennnessel
Die Brennnessel - wild gewachsen und ökologisch
Eine echte Rarität unter den Naturfasern ist die Brennnessel - wild gewachsen, ökologisch und noch immer handgesponnen und handgewebt. Seit hunderten Jahren ist die Brennnessel eine gebräuchliche Kulturpflanze, ähnlich dem Hanf und dem Leinen. Bei einem Rückblick in die Kostümgeschichte zeigt, dass die Brennnessel als Kleidungsmaterial weit verbreitet war. Die Brennnessel war das Leinen der armen Menschen.
In der heutigen Zeit kann die europäische Große Brennnessel industriell nur als Mischgarn verarbeitet werden. Grund ist die geringe Faserlänge, sowie die glatte Faserstruktur. Gute Spinn- und Strickprozesse sind aktuell noch nicht möglich. Das schwäbische Textilunternehmen Mattes & Ammann hat bei einem Forschungsprojekt 2012 herausgefunden, dass sie besondere Züchtungen hervorragend verarbeiten können.
Das Brennnessel-Gewebe ist reiß- und kochfest und besitzt einen seidigen Glanz. Mit zunehmendem Gebrauch wird das Gewebe schöner und weicher. Durch den offenen Feinaufbau der Fasern können Textilien aus Brennnesselgarn gut isolieren, sowie schnell und viel Feuchtigkeit aufnehmen. Das Brennnessel-Gewebe ist daher atmungsaktiv.
Dabei benötigt die Brennnessel während des Wachstums keinerlei Pflanzenschutzmittel, da sie selbst über einen guten natürlichen Selbstschutz verfügt. Der Anbau der Brennnessel bietet überdüngten Böden eine Erholungspause. Die Pflanzen ernähren sich von dem vorhandenen Nitrat und Phosphat.
Das Kleid „Elisa“
Die Brennnesselfasern für das Kleid „Elisa“ sind wild im Himalaya gewachsen und werden auch heute noch in Neapel von Hand geerntet und geschält. Die in Nepal heimische Brennnesselart wird über 3m hoch und liefert Fasern deren Länge sich zur weiteren Verarbeitung gut eignet.
Der faserhaltige Bast wird nach der Ernte über Nacht in ein simmerndes Holzaschebad gelegt, um die Fasern auszulösen. Im Anschluss werden die Fasern auf Steinen geschlagen und mit Lehm abgerieben, damit sich die restlichen Rindenreste lösen. Nun werden die Fasern von Hand zu einem Garn gesponnen und auf einfachen Handwebstühlen zu einem Stoff verwebt.
Die ungebleichten, natürlichen Fasern der Brennnessel geben dem Kleid eine wunderschöne, natürliche Optik in den Tönen strohgelb über graubraun bis zu dunkelbraun.
